Freitag, 9. Oktober 2015

Krakau in drei Tagen

Paris, Amsterdam, Prag und Venedig gehören zu den beliebtesten Städten Europas und sind mittlerweile so touristenüberladen, dass es wenig bis keinen Spaß mehr macht, sie zu besuchen, weil zu teuer, zu voll, zu aufgeräumt. Dabei gibt es großartige Alternativen für Städtetourismus. Krakau zum Beispiel ist so eine Alternative. Dort trifft man noch auf den maroden Charme Polens, auf authentische kleine Buden und Geschäfte sowie auf nette Menschen in Vierteln, die von Gentrifizierung noch nie etwas gehört haben.

Im jüdischen Bezirk Kazimierz kommt man preiswert unter und ist gleich mitten in einem spannenden Umfeld. Der Stadtteil kann zu Fuß entdeckt werden. Neben Synagogen und hippen koscheren Restaurants lässt sich auch ein jüdisches Museum finden. Außerdem ist man schnell am Ufer der Weichsel, wo es sich zu jeder Tageszeit gut aushalten lässt. Direkt von Kazimierz gelangt man unkompliziert und schnell in den Stadtteil Podgórze auf der anderen Seite der Weichsel. Dort errichteten die Nationalsozialisten damals das jüdische Ghetto. Die Adler-Apotheke, die mitten im Ghetto lag, ist noch erhalten und für Besucher geöffnet. Sie hält eine schöne Geschichte von Menschlichkeit und Nächstenliebe für ihre Besucher bereit. Circa fünf Minuten von der ehemaligen Ghetto-Apotheke entfernt liegt die ehemalige Emaille-Fabrik Oscar Schindlers. Ein Teil davon wird seit einigen Jahren museal betrieben. Der Eintritt ist mit weniger als fünf Euro mehr als erschwinglich für die sehr informative Ausstellung, die sich mit der Nazibesetzung Krakaus auseinandersetzt. Hierfür sollte viel Zeit eingeplant werden. Die meisten Besucher wirkten befangen und nachdenklich. Selbst die wilden Schulklassen aus dem Eingangsbereich wurden von Raum zu Raum stiller und merklich betroffen. Vielleicht sollte man bei Schönwetter in diese Ausstellung gehen, damit danach die Sonne das schwere Gemüt ein wenig erwärmen kann. 

Podgórze hat neben engen, (sehr) alten Straßenzügen einen kleinen Marktplatz mit einer üppigen Backsteinkirche. Dahinter befindet sich ein abgelegener Park, von dem aus die andere Seite Krakaus überblickt werden kann. Der Ausblick verrät schon, dass diese Stadt noch einiges zu bieten hat. Im Zentrum von Krakau ist die Situation ähnlich wie in vielen anderen größeren Städten. Eine lange Einkaufsstraße mündet in eine hübsch restaurierte Weltkulturerbe-Altstadt. Aber der Hauptmarkt dieser Altstadt ist sicher größer als alle Marktplätze, die du je besucht hast! Das Sehenswerte muss ab hier nicht mehr gesucht werden, es reicht, sich treiben zu lassen, das Schöne und Außergewöhnliche dieser Altstadt drängt sich einem förmlich auf. Neben der Marienkirche passiert man noch gefühlt hundert weitere Kirchen und unzählige historische Gebäude. Schlendert man in Richtung Weichsel wird man das nächste Weltkulturerbe – die Burg Wawel – unweit von Kazimierz nicht verfehlen. Dort hatten früher Polens Könige ihr Domizil und heute kann an diesem Ort allerlei Geschichte erlebt werden. Neben Burgmauern, gotischen Toren und Türmen und der Wawelkathedrale gibt es noch zahlreiche weitere altehrwürdige Bauwerke von Gotik bis Barock.

Natürlich hat auch die Moderne an der Weichsel Einzug gefunden. Nicht zuletzt weil Krakau auch Universitätsstadt ist und damit viele junge Leute anzieht. Erst vor Kurzem eröffnete auf dem Gelände der alten Emaille-Fabrik das MOCAK, ein Museum, das sich ganz der zeitgenössischen Kunst widmet. Ein Geheimtipp für all diejenigen, die es kleiner mögen, ist die Galerie Bunkier Sztuki im Zentrum. Dort werden vor allem plastische Arbeiten, Installationen und Grafiken junger polnischer Künstler ausgestellt.

Kirche Podgórze


Auf dem Weg zu Oscar Schindler

Im Museum der ehemaligen Emaille-Fabrik




Am Ufer der Wechsel

Altstadt, am Markt





































Zugang zur Burg Wawel







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